Die Wurzeln der UNITAS

 

Die Gründungsphase

 

Erstes bekanntes Foto der Aktivitas der „Ruhrania“, später unbenannt in UNITAS (1855)

Ab 1844 bildeten sich in Bonn erste Vereine katholischer Theologiestudenten. Der Wissenschaftliche Katholische Studentenverein Unitas-Salia kann am 11. Juni 1847 als „Ruhrania“ mit 11 Theologiestudenten im Gasthof „Engel“ in der Rheingasse, Bonn, zum ersten Mal nachgewiesen werden, als sie sich mit fünf weiteren katholischen Studentenvereinen (Bavaria, Burgundia, Romania, Salia und Thuringia) einem „Gesamtverein Union“ anschließt, der später „Bonner Union“ genannt wird. Diese sechs katholischen Studentenvereine feiern gemeinsam am 5. Juli 1847 ihr erstes Stiftungsfest in Heisterbach. Von dieser Ruhrania wissen wir noch, dass sie landsmannschaftlich konstituiert und anfangs auch farbentragend war, dass sie im Revolutionsjahr 1848 aus der Union ausschied und ihre Mitglieder aus der Gegend von Essen und Werden a.d. Ruhr kamen. Nach zwei nicht aktiven Jahren trafen sich 1850 mehrere aus dem Ruhrtal gebürtige Studenten der Theologie „von dem Wunsch beseelt, den früheren Verein wieder ins Leben zu rufen“. Von den neun Wiederbegründern war nur August Potthoff bereits in der ersten Ruhrania aktiv gewesen. Bewusst lehnten die Ruhranen einen Anschluss an die noch bestehende Union ab; sie wollten „nicht einfach in die früher gegangenen Wege zurücklenken“. Die neue Ruhrania verstand sich als Reformbewegung. Kennzeichnend war, wie wir aus den Aufzeichnungen Hermann Ludger Potthoffs, dem Bruder August Potthoffs, wissen: Die Ruhrania war ein nichtfarbentragender Verein. „Die Mitglieder schlossen jede äußerliche Bezeichnung als Farben, Fahnen usw. aus“. Die Ruhrania nahm für sich das Katholizitätsprinzip in Anspruch; die Union hatte sich hierzu niemals offiziell durchringen können. Grundsätzlich sollten nur Studenten der katholischen Theologie Mitglieder der Ruhrania werden können. Ausnahmen wurden gemacht, soweit dies den Status des Theolgiestudenten, nicht aber soweit es das Katholizitätsprinzip betraf. Die Ruhrania betonte von Beginn an das Wissenschaftsprinzip. „Wöchentlich fanden sie sich zweimal zusammen. Der eine Abend war wissenschaftlichen Vorträgen, der andere geselliger Unterhaltung gewidmet“. Von Beginn an hatte dieser wissenschaftliche katholische Studentenverein die Prinzipien der späteren Unitas „virtus, scientia, amicitia“ als wesentlichen Bestandteil der Gemeinschaft aufgenommen. Der neue Verein wollte und sollte seine Tätigkeit mehr nach innen verlagern als Außenwirkung erzielen. Am 6. März 1850 fand das erste Stiftungsfest der neuen Ruhrania im Siebengebirge statt. Danach fand in Königswinter ein gemeinsames Frühstück mit einer „wissenschaftlichen Adresse“, d.h. eine unitarische Morgensitzung, statt. Die neue Ruhrania nahm nun innerhalb kurzer Zeit jene Form und Gestalt an, aus der 1854 die Unitas und 1855 der Unitas-Verband entstanden ist. Diese Entwicklung ist untrennbar mit den Namen Leo Brandt, Wilhelm Pingsmann, Hermann Ludger Potthoff, Franz Hülskamp und Ferdinand Rheinstädter verbunden. Im WS 1851/52 und SS 1852 wurde dem Verein sein – damals unter den Studentenvereinen einmaliger – religiöser Charakter gegeben. Man wählte Schutzpatrone: den Hl. Aloysius und den Hl. Thomas von Aquin, sowie später Maria Immaculata (1854) und verpflichtete sich an den Namenstagen der Patrone zur gemeinsamen Eucharistie. Zur Festlegung der Wissenschaftsarbeit wurde am 19.11.1853 einstimmig eine Satzung beschlossen. Am 2. Februar 1854 wurde der neue Name „Unitas“ einstimmig angenommen. Hermann Ludger Potthoff gab der Unitas den Wahlspruch „in necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“. Zum Ende des WS 1855/56 wechselte F. Rheinstädter von Bonn nach Tübingen und am 8.12.1855 konnte er einen Unitas-Verein in Tübingen gründen. Die Statuten der Unitas Bonn wurden übernommen, der Unitas-Verband war gegründet. Es folgten darauf 1859 Unitas Münster und 1875 Unitas Würzburg.


Der Weg ins 20. Jahrhundert

 

Am 5. März 1863 wählt die Unitas Bonn die US WappenFarben blau-weiß-gold. Im WS 1865 wird die „Monasteria“ als Kränzchen im theologischen Konvikt Bonn gegründet. Die 10. Generalversammlung der Unitas beschließt am 07.09.1871 künftig keine Einstimmigkeit für die Aufnahme von Laienstudenten in die Unitas zu fordern. Die Unitas Bonn wirbt nun auch Studenten anderer Fakultäten. Am 9. Juni 1875 verfügt der preußische Kulturminister die Schließung des theologischen Konvikts. Die Bonner Konvikt-Vereinigung „Monasteria“ gibt sich den Namen „Salia“; die Unitas und die Salia vereinigen sich zur Unitas-Salia. Das Vereinsleben der Unitas-Salia wird 1881 infolge des Kulturkampfes erschwert; viele Theologiestudenten wechseln zu anderen Hochschulen. Eine außerordentliche Generalversammlung am 22.09.1887 beschließt wegen der veränderten Verhältnisse an der Universität in Bonn und an anderen Hochschulen, den Unitas-Verein zum „Wissenschaftlichen Katholischen Studentenverein“ umzuwandeln, der Studenten aller Fakultäten aufnehmen kann. Am 1. März 1905 gründet die Unitas-Salia in Bonn die erste Tochterkorporation „Unitas Alania“ (seit 1910 im CV). Am 28.11.1910 gründet die Unitas-Salia eine weitere Tochterkorporation, die „Unitas Sigfridia“ (heute im RKDB). Am 29.10.1911 kauft die Unitas-Salia für 27.600,- Mark das erste Vereinshaus in der Bachstraße 57. Der preußischen Nationalversammlung gehören 1919 u.a. fünf Mitglieder der Unitas-Salia an (Faßbender, Heß, Kastert, Kuckhoff und am Zehnhoff). 1922 feiert die Unitas-Salia ihr 75. Stiftungsfest; der Aktivitas gehören 55 Studenten, der Altherrenschaft 324 Alte Herren an. 1925 weist die Unitas-Salia couleurfreundliche Bestrebungen nachdrücklich und endgültig zurück. An der Pädagogischen Akademie Bonn wird 1928 Unitas Nibelung als Tochterkorporation der Salia gegründet. 1930 kauft die Salia in der Luisenstraße das Haus Nr. 36, eine „Villa in ruhiger Lage“, das im WS 1932 bezogen wird. Der Unitas-Verband wird am 26.07.1938 schließlich von der geheimen Staatspolizei als „staatsfeindliche Organisation“ verboten, sein Vermögen eingezogen.


Von der Wiederbegründung bis heute

Im Januar 1946 bildet sich aus dem Kreis um den Bonner Studentenpfarrer Dr. Steinberg die St. Georgsgruppe, die sich im Winter dem UV zipfanschließt. Am 26./27.07.1947 feiert die Unitas-Salia ihr 100. Stiftungsfest, an dem auch die St. Georgsgruppe teilnimmt. Im Sommer 1949 nimmt die Unitas St.Georg den Namen Unitas-Salia an. Das Haus Luisenstraße 36 wird am 1. Juni 1955 nach einem langen Wiedergutmachungsprozeß an die Unitas-Salia zurückgegeben. Im WS 1964 beteiligen sich die Aktiven an der Aktion „Essen auf Rädern“ des Bonner Vereins Altenhilfe e.V. und fahren Mittagessen an alte, allein stehende Bonner Bürger aus. Seitdem werden ältere Bonner Bürger zur jährlichen Nikolausfeier in das Haus der Salia eingeladen. 1966 erweitert die Aktivitas ihr soziales Engagement und betreut Kinder aus Obdachlosenunterkünften. 1972 wird das 125. Stiftungsfest der Unitas-Salia in Verbindung mit der 95. Generalversammlung des UV in Bonn gefeiert. Seit den 80er Jahren unterstützt die Aktivitas z.B. durch Straßensammlungen verschiedene soziale Projekte, u.a. ein Kinder- und Jugenddorf in Markkleeberg, Kinderkliniken in Split, Omis und Ston (alle Kroatien) und seit dem WS 1996/97 das Kinderheim „Haus Egypta“ in Sarajevo/Bosnien. Sie steht damit in einer besonderen Tradition: bereits am 07.09.1871 initiierte Bundesbruder Ferdinand Steinhoff von der Unitas-Salia das erste soziale Projekt des Unitas-Verbandes, die „Mission in Aplerbeck“. 1989, im Jahr des Mauerfalls, übernimmt die Unitas-Salia unter dem VOP Winfried Gottschlich den Vorort des Unitas-Verbandes. 1992 beginnen an den Häusern Luisenstraße 36 und 34 umfangreiche Umbauarbeiten, die im Jahr 2000 weitgehend abgeschlossen sind. Vom 29.05. bis 01.06.1997 feiert die Unitas-Salia das 150. Stiftungsfest im Rahmen der 120. Generalversammlung des UV in Bonn. Die Unitas-Salia übernimmt im heiligen Jahr 2000 den Vorort unter dem Vorortspräsidenten Stephan Demuth. Nach Ausrichtung der Generalversammlung des Verbandes im Jahr 2017 zu ihrem 170. Stiftungsfest übernimmt sie auch hier wieder das hohe Amt des Vororts des Verbandes, unter VOP Simon Konermann.